Win Win: Protest für die Rechte und Belange von Menschen mit Behinderungen und Familienfest in Detmold als erfolgreiches Doppel
Am 5. Mai ist der Europäische Protesttag für die Gleichstellung von Menschen mit Behinderung. Rund um dieses Datum gibt es zwischen dem 27.April und dem 12. Mai europaweit Aktionen und Demonstrationen, um auf die Rechte und Belange von Menschen mit Behinderungen aufmerksam zu machen und auf das, was noch zu tun ist, damit Inklusion lebt. In Lippe ging es gleich am 27.4. mit einer Demo und anschließenden Kundgebung los. „Wir haben uns darüber gefreut, wie viele mitgemacht haben, viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus unseren Werkstätten und auch Fachkräfte der Lebenshilfe Detmold e.V. und Eltern mit ihren Kindern aus den Kitas“ sagen Stephanie Kleine und Barbara Milde, Vorständinnen der Lebenshilfe Detmold e.V.. In der lippischen Hauptstadt fand der Aktionstag im Zusammenspiel mit dem Familiensamstag statt. Letzterer schon zum sechsten Mal, das Doppel aus Familienfest und Protesttag zum ersten Mal.
Etliche Themen brennen den Teilnehmerinnen und Teilnehmern der Proteste auf den Nägeln. Das Entgeltsystem bzw. gerechte Entlohnung in den Werkstätten und der Fokus auf die Beschäftigung von Menschen mit Behinderungen auf dem ersten Arbeitsmarkt zum Beispiel. Ausgerüstet mit Plakaten, Trillerpfeifen und Aktionstaschen, die in den Werkstätten der Lebenshilfe Detmold extra für diesen Tag bedruckt worden waren, ging es los. Rund 400 Menschen mit und ohne Behinderung, Vertreter*innen aus der Selbsthilfe und Eltern mit ihren Kindern machten sich auf den Weg und forderten deutlich vernehmbar den Abbau von Barrieren für Menschen mit Behinderung.
Auf dem Kaiser-Wilhelm- Platz fand dann die Kundgebung statt. Nach dem offiziellen Startschuss durch den Detmolder Bürgermeister Frank Hilker wandten sich Vertreter:innen aus Werkstätten, Kitas, Schulen, Wohnstätten und Sport von der Bühne aus an die Öffentlichkeit und die Politik. Dennis Maelzer, Julia Eisentraut und Klaus Hansen als Landtagsabgeordnete kamen ebenfalls zu Wort. Sie hatten in Kita und Schule hospitiert, die Tätigkeiten und Gegebenheiten vor Ort und in Gesprächen mit den Selbstvertreter:innen kennen gelernt und wussten, wo der Schuh drückt: Personalmangel und nicht ausreichende finanzielle Rahmenbedingungen, zu viel Bürokratie und zu wenig Bewusstsein für die Belange von Menschen mit Behinderungen in den politischen Debatten. Der Ausgleich der Missstände wurde auf der Bühne gefordert. Aber nicht nur Kritikpunkte und Mängelliste wurden formuliert, sondern auch Fortschritte und gute Beispiele, die sich dem Engagement vieler Einzelner und mancher Organisation verdanken. Inklusion ist für alle gut, darin sind sich alle einig. Dennoch sei der Weg dahin oft zermürbend, und es koste viel Kraft, sich den Hürden und Herausforderungen zu stellen und zu kämpfen.
Die Lebenshilfe Detmold e.V. beteiligte sich mit Ständen und Aktionen am Familienfest. So lud der Werkstattrat zu Gesprächen ein und bot die Gelegenheit, die Bühnenstatements noch einmal nachzulesen. Die Kita Vahlhausen und die Marianne-Frostig Kita steuerten Spielgeräte und Malaktionen und eine Buttonmaschine zum bunten Programm bei. Stephanie Kleine zieht eine rundum positive Bilanz des Tages: „Wir haben sowohl im Vorfeld als auch am Tag selbst einiges an Präsenz gezeigt und damit viele Menschen erreicht. Das Fest war insgesamt sehr gut besucht und das Zusammenspiel zwischen Protesttag und Familienfest hat sehr gut funktioniert. Es gab viele positive Rückmeldungen, auch von der Orga der Stadt und vom Kreis Lippe.“ So stehen die Chancen gut, dass Familienfest und Protestaktionen für die Gleichstellung von Menschen mit Behinderungen auch im kommenden Jahr Hand in Hand gehen.