Lebenshilfe Detmold e. V.

Lebenshilfe-Gesundheitswerkstatt im Kreishaus


Der demographische Wandel hat die Behindertenhilfe erreicht. Immer mehr Menschen mit geistiger Behinderung erreichen inzwischen ein Lebensalter, das neue Antworten für ihre Betreuung verlangt. Die Lebenshilfe Detmold hatte daher zu einer „Gesundheitswerkstatt“ ins Kreishaus-Casino eingeladen, bei der es um die spezifischen Lebensformen im Alter von Menschen mit Behinderung ging. Als sachkundiger Referent war Professor Dr. Friedrich Diekmann zu Gast, der Leiter des Instituts für Teilhabeforschung an der Katholischen Hochschule NRW in Münster. Der Wissenschaftler arbeitet in einem Forschungsprojekt mit, in dem Modelle zur innovativen Unterstützung der Teilhabe von Menschen mit geistiger Behinderung im Alter erarbeitet werden sollen.

Die Lebenserwartung von Personen mit geistiger Behinderung liegt derzeit mit bei etwa 72 Jahren. Der Anteil von Menschen im klassischen Rentenalter steigt daher innerhalb dieser Gruppe ständig an. „Diese Errungenschaft verlangt nach Antworten auf die Frage, in welcher Umgebung diese Menschen leben werden und wie ihr Alltag aussieht“, betonte Professor Diekmann. Eine Rückkehr zu stationären Wohneinrichtungen als Regelfall schloss der Experte dabei aus. Auch eine Versorgung dieser Menschen in klassischen Alten- oder Pflegeeinrichtungen sei nur selten die richtige Lösung.

Um eine passende Antwort auf diese Herausforderung zu finden, müsse man nach Meinung von Professor Diekmann auch die Lebenslage von älteren Menschen mit geistiger Behinderung bedenken: Ihre Eltern seien zumeist verstorben oder selbst pflegebedürftig. Andere Angehörige wie Geschwister seien ebenfalls nur selten zu ihrer Betreuung in der eigenen Wohnung in der Lage. Auch ein fester Partner oder eine eigene Familie der Menschen mit geistiger Behinderung seien fast nie vorhanden.

Angesichts dieser komplexen Rahmenbedingungen hält der Wissenschaftler einen Lebensabend dieser Personengruppe innerhalb einer gemischten Wohngemeinschaft bei gleichzeitiger ambulanter Pflegeunterstützung für einen Erfolg versprechenden Ansatz. Derartige Modelle würden aktuell beispielsweise im Raum Münster erprobt. Allerdings sei ihre Finanzierung noch nicht abschließend geklärt. Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe als Partner des Forschungsprojekts und andere Kostenträger arbeiteten aber an Lösungen, gab sich Professor Diekmann optimistisch.

Der skizzierte Weg eines Umzugs in eine neue Umgebung sei aber auch nicht in jeden Fall zielführend, meint Professor Diekmann:
Wohnortwechsel seien immer riskante Lebensereignisse, die gut bedacht werden müssten. Insbesondere einen Aspekt sprach er dabei an: Die bisherigen Sozialkontakte gerieten in Gefahr, gewohnte Wege zum Bäcker, zum Arzt oder anderen Alltagszielen müssten neu gelernt werden. Insofern sei eine intensive Begleitung solcher Veränderungen durch erfahrene Berater unverzichtbar.

Dem Vortrag von Professor Diekmann schloss sich eine engagierte Diskussion mit den Besuchern der Gesundheitswerkstatt an, die überwiegend selbst Erfahrungen durch Angehörige oder Freunde mit ins Kreishaus brachten.

Lebenshilfe-Gesundheitswerkstatt im Kreishaus
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