Lebenshilfe Detmold e. V.

Am Ende will alles gut geplant sein – Die Gesundheitswerkstatt der Lebenshilfe Detmold e.V.


Im Rahmen ihrer Reihe Gesundheitswerkstatt hat die Lebenshilfe Detmold e.V.  einen Informationsabend veranstaltet, der sich mit dem Thema der Versorgung am Lebensende auseinandersetzte. Dabei ging es um die gesundheitliche Vorsorgeplanung für und die palliative Versorgung am Lebensende. Die Veranstaltung im Kreishaus Ende April richtete sich an Betreuerinnen, Betreuer und Angehörige und war offen für alle Interessierten.


Gute Strukturen in Lippe

Im Kreis Lippe gibt es durch eine lange Aufbauarbeit von Strukturen eine gute palliative Versorgungssituation. Das stellten die Referent*innen an diesem Abend heraus. Dr. med. Rudolf Hamm gehört zu den Pionieren auf diesem Gebiet. Auch die Lebenshilfe gestaltet seit 12 Jahren diese Aufbauarbeit aktiv mit und hält neben einem eigenen Palliativkonzept seit Kurzem ein Angebot für die gesundheitliche Vorsorgeplanung für die letzte  Lebensphase vor. Diese Vorsorgeplanung richtet sich an alle Bewohner*innen der Lebenshilfe Detmold e.V., die nach und nach eine Beratung erhalten und Vorstellungen entwickeln können, wie ihr Lebensende gestaltet werden soll.


Neues Konzept in der Lebenshilfe Detmold e.V. ist angelaufen

Sabine Linneweber stellte dieses Angebot zu Beginn der Veranstaltung vor. Sie hat eine spezielle Weiterbildung dafür und kennt aus ihrer langjährigen Tätigkeit in den Wohnstätten der Lebenshilfe viele Bewohnerinnen und Bewohner gut. Sich Zeit nehmen zu können für diese Gespräche ist eine wichtige Voraussetzung. Möglich ist dieses Angebot durch seine Anerkennung als Kassenleistung. Mit in den Prozess der gesundheitlichen Vorsorgeplanung eingebunden sind Angehörige, Betreuer und Mediziner. Gerade bei Menschen mit Behinderung, die sich nicht verbal äußern können, sei es wichtig, dass die betreuenden Mitarbeiter*innen einbezogen werden, so Linneweber. Am Ende werde dokumentiert, was sich der einzelne Mensch wünscht, von der ärztlichen Versorgung bis zur Auswahl der Kleidung nach dem Tod.


Begleiten, wo es keine Heilung gibt

Bei der Begleitung und Versorgung am Lebensende standen aus medizinischer Sicht bis vor knapp 50 Jahren in der Medizin das Heilen und der Fortschritt der Behandlungsmethoden im Vordergrund. Das Sterben wurde tendenziell eher verdrängt.  Durch die Begründerin der modernen Sterbeforschung Elisabeth Kübler-Ross und die Gründerin des ersten Hospizes Cicely Mary Strode Saunders rückten die Bedürfnisse Sterbender und die Bedeutung der Gestaltung des Sterbeprozesses mehr in die auch öffentliche Aufmerksamkeit.  Medizinischer Fortschritt und ärztliche Versorgung sind nicht mehr nur auf Heilung fokussiert, sondern darauf, dem Sterbenden seinen Weg zu erleichtern. Zeit sei auch hier ein wichtiger Faktor, um zuzuhören und die letzte Lebensphase schmerzfrei und an den Bedürfnissen der Sterbenden ausgerichtet zu gestalten, führte Dr. med. Rudolf Hamm in seinem Referat aus. Häufig gehe es auch darum, Angehörige richtig zu beraten und zu unterstützen, so der Palliativ- Mediziner. Er nannte als Beispiel das Thema Essen. Viele Angehörige sorgten sich, wenn ihr Angehöriger immer weniger zu sich nehme. „Die Menschen essen wenig, weil sie sterben,“ erläuterte Hamm, „sie sterben nicht, weil sie zu wenig essen.“ Nicht die Quantität sei wichtig, sondern dass sterbende Menschen Nahrung genießen und Menschen um sich haben können, die ihnen guttun.

Dr. Hamm erläuterte in seinem Beitrag, dass der Kreis Lippe heute über ein Angebot zur palliativen Versorgung verfüge, dass sich sehen lassen könne und nicht überall Standard sei. Viele Mediziner bieten eine palliative Versorgung, es gibt einen ambulanten Palliativ- und Hospizdient, einen Intensiv-Pflegedienst, ein stationäres Hospiz und eine Palliativstation im Klinikum Lippe.


Langjährig und fortschrittlich- die Palliativkultur in der Lebenshilfe Detmold e.V.

In der Lebenshilfe Detmold e.V. blickt man auf eine gelungene langjährige Aufbauarbeit zurück, die sich an den speziellen Bedürfnissen behinderter Menschen ausrichtet. Simone Klinke und Jutta Tschentscher sind von Anfang an in diese Arbeit involviert und haben als beratende Pflegefachfachkraft (Klinke) und als Wohnstätten Leitung (Tschentscher) das Konzept zur Hospizkultur und palliativen Begleitung erarbeitet. Hierbei spielen die Schulungen der Lebenshilfe-Angestellten in den Wohnstätten eine große Rolle, die sogenannten Letzte-Hilfe-Kurse. Zur gesicherten und guten Begleitung und Betreuung von sterbenden Menschen gibt es bei der Lebenshilfe Detmold e.V. das Palliativ-Care-Team, das sich regelmäßig trifft  und für alle Angestellten der Lebenshilfe als Ansprechpartner*innen zur Verfügung steht.

Bei komplexen Fragestellungen, die sich um Tun oder Lassen am Lebensende stellen, sind Rückversicherungsmöglichkeiten wichtig. Simone Klinke und Sabine Tschentscher stehen als ausgebildete Ethikberaterinnen den Angestellten der Lebenshilfe zur Verfügung und begleiten auch Nachbesprechungen nach einem Sterbefall.

Die pädagogische Geschäftsführerin der Lebenshilfe Detmold e.V.  Stephanie Kleine und die Vorstandsvorsitzende Cordula Holle ziehen ein positives Fazit der Veranstaltung: „Mit diesem Infoabend konnten viele Fragen geklärt und einige Angehörige auch beruhigt werden. Es ist uns einmal mehr deutlich geworden, wie wichtig und hilfreich diese Arbeit während der letzten Lebensphase auch für Angehörige ist,“ sagte Stephanie Kleine. Cordula Holle, Vorstandsvorsitzende der Lebenshilfe Detmold e.V.,  nennt beispielhaft das Gespräch mit einer Mutter, die nach der Veranstaltung ihre Dankbarkeit geäußert und ihrer Erleichterung Ausdruck gegeben habe, weil – auch wenn sie einmal nicht mehr für ihr Kind da sein könne- für alles gut gesorgt sei.

 

v.l. n.r. Freuen sich über eine gelungene Veranstaltung : Jutta Tschentscher, Wohnstätten-Leitung Lebenshilfe; Sabine Linneweber, Gesundheits- und Vorsorgeplanungs-Beraterin;  Dr.med. Rudolf  Hamm, FA für Innere- und Allgemein- und Palliativmedizin; Cordula Holle, Vorstandsvorsitzende Lebenshilfe Detmold e. V.; Simone Klinke, beratende Pflegefachkraft Lebenshilfe Detmold e.V.

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